Luxusgerät statt Hitzkopf
Die Heckklappe war ja eine Baustelle, die ich schon als fertig wähnte. Aber je öfter ich sie – ganz besonders bei Umbau auf die neue Fernsteuerung – betätigt habe, umso mehr Probleme hat sie gemacht. Meine Idee mit den Zügen längs durchs ganze Schiff war wohl doch mehr so mittelgut, auch (eigentlich: vor allem) von der Hebelgeometrie her kein großer Wurf. Jetzt hätte man ja damit leben können, immerhin sieht ja keiner, was für eine merkwürdige mechanische Verknurpsung da unter Deck herumwerkelt.
Am Ende der letzten Saison war ich eigentlich mit der Klappe so weit d’accord, sie ging auf und zu, das soll sie, das tut sie… vielleicht nicht supergummigut, aber… geht halt.
So weit, so dillettanti. Aber dann ergab sich ein anderes Problem: Durch die praktische Unmöglichkeit einer ordentlichen Justage des Zug-Hebel-Systems brummt das Zugservo bei geschlossener Klappe praktisch permanent, weil es am Anschlag steht und gegen den Mechanismus anarbeitet. Und fängt an, sich so darüber zu ärgern, dass es warm wird. Und da die Wärme auch noch wohl relativ schlecht wegkann, wird aus Wärme mit der Zeit Hitze und das unselige und vorzeitige Ableben des Servos ist nur eine Frage der Zeit. Dreht man aber das Servo so weit zurück, dass es bei geschlossener Klappe auf keinen Fall am Anschlag hängt, schließt die Klappe nicht richtig…. meistens… Das ganze System ist nämlich auch noch praktisch unmöglich exakt zu justieren.
Nach einem Abend voller Justageversuchen und Schimpfworten, die Kapitän Haddock zum guten Teil die Schamröte ins Gesicht getrieben hätten, bin ich weichgekocht und kapituliere. Denn ich kenne die Lösung: Ein ziemlich teures Linearservo von Hitec. Das hat 50mm gerade Ausladung und man kann es direkt auf den Zug hängen. Dementsprechend erstaunlich einfach gestaltet sich der Einbau. Ein Halter und ein Anlenkungspin für den (stark gekürzten) Zug sind schnell gedruckt, Backbord neben der Heckwanne ist ein tatsächlich idealer Platz ebenso schnell gefunden. Und schon eine gute Stunde später bewegt sich die Klappe gleichmäßig und geschmeidig auf und zu. Dass sie jetzt nur einseitig angetrieben ist, scheint erstmal keine Probleme aufzuwerfen (vermutlich und erfahrungsgemäß wird mir das bestimmt zu einem späteren Zeitpunkt in den Allerwertesten beißen). Sie läuft gerade und gibt auf der nicht angetriebenen Seite auch nicht stärker nach. Auf fachmännischen Rat hin lasse ich den Zug auf der anderen Seite ebenfalls gekürzt drin und versehe ihn jetzt noch mit einem Anschlag, sodass ein Absacken der nicht angetriebenen Seite mechanisch verhindert wird. Denn die Klappe muss ja im offenen Zustand der STEPPKE etwas entgegenzusetzen haben.
Dank der deutlich erweiterten Einstellmöglichkeiten der Fernsteuerung ist auch ein originalgetreues, langsames Laufen der Klappe kein Problem mehr und die einigermaßen nutzlosen Servoslower können auch rausfliegen.

Die Klappe versucht mich nochmal zu testen, indem sie einfach nicht weiter als knappe 90 Grad aufgeht – was schlecht ist, weil sie eigentlich etwas weiter gehen muss, idealerweise bis sich die Schräge der Wanne einigermaßen in der Klappe fortsetzt. Da es das Linearservo leider von der Arbeitslänge nur in relativ groben Abstufungen gibt (30, 50 oder 100 mm) und ich eigentlich vorher ein Maß von ungefähr 48 mm benötigten Weg erarbeitet hatte, habe ich natürlich das „50er“ gekauft. Was, wenn das jetzt ein paar entscheidende MIllimeter zu kurz ist…???
Eine genauere Begutachtung des ganzen Mechanismus und der Klappe später konnte dann Entwarnung gegeben werden: An einem Scharnier hatte sich eine Schraube gelöst, stand daher ein bißchen vor und arbeitete ebenso ungefragt wie erfolgreich als 90-Grad-Anschlag. Das Linearservo selbst war noch nicht mal bis zum Ende ausgefahren. Also festschrauben, Servoweg einstellen, Klappe geht. Und wie. Langsam und gleichmäßig. Sehr schön.
Was habe ich daraus gelernt? Die Zeit, die ich in die Konstruktion von einem Workaround um eine Geldausgabe gesteckt habe (und natürlich auch das Geld dafür…) war völlig für die Katz. Aber weil ich mich um die Anschaffung des einfachen, aber teureren Linearservos herumdrücken wollte, hat mich das Ganze am Ende sogar deutlich mehr gekostet, als wenn ich mich gleich in mein Schicksal gefügt und das im Übrigen in wenigen Minuten platzierte und montierte, kraftvolle und zuverlässige Teil einfach besorgt und reingebaut hätte.
Manchmal steht man sich auch ganz schön selbst im Weg.