Viel Rauhes, wenig Sterne

Viel Rauhes, wenig Sterne

Manchmal glaube ich in letzter Zeit, dass es eigentlich „Ich arbeite mich an der BERLIN ab“ heißen müsste.

Nicht nur, dass ich nicht so viel Zeit finde, wie nötig wäre, um das Ding endlich mal zu wuppen. Auch muss ich mich immer mal wieder neu motivieren, was aber mehr an meinem „Drumherum“ als an diesem Baukasten liegt.

Und dann denke ich: Ich berichte ja eigentlich nur Sachen, die irgendwie schiefgegangen sind. Aber es geht halt auch einiges schief und vieles muss man dreimal neu durchdenken, bis es endlich passt. Manchmal ist auch das Bessere der Feind des Guten und erfordert – oder ermöglicht – ganz neue Herangehensweisen an eigentlich als gelöst angesehene Teile.

Ein Beispiel ist der vergangene 1. Mai.

Alles lief gut, nur die Heckklappe war beim Einschalten auf „Halbmast“ gegangen und mochte nicht mehr mit dem durchgeschleiften Kanal arbeiten. Das nächste Rätsel. Da ich aber inzwischen gelernt habe, dass es fast immer hilft, das Projekt aufs Beiermodul einfach nochmal neu aufzuspielen, habe ich die Übertragung gestartet. Merkwürdigerweise verlangt das Programm dann auch, alles nochmal neu draufzupacken, inklusive Sounddateien, und merkt an, das könnte „17 Minuten dauern“…

Nachdem aber gut 30 Minuten vergangen waren und immer noch kein Ende abzusehen war, habe ich das Ganze in Ruhe gelassen und wichtige Familienangelegenheiten dazwischengeschoben.

Als ich eine halbe Stunde später wieder in die Werft kam, sind die Daten überspielt, aber dafür regiert das Chaos: Einer der beiden Fahrtregler (jener, dessen BEC alles versorgt) ist – obwohl ohne Motorlast – spürbar warm geworden und – viel schlimmer – aus irgendeinem noch nicht geklärten Grund ist das Heckklappen-Linearservo über den hinteren Anschlag hinaus gefahren und hat sich einfach mal selbst auseinandergebaut… der Motor des Servos läuft immer noch… die Spindelmutter ist von der Spindel gelaufen und hat den Verschlussdeckel rausgedrückt. Die Stange liegt im Rumpf. Eine Verbindung zum Empfänger ist nicht mehr möglich, obwohl beim erneuten Ein- und Ausschalten der Empfänger offensichtlich in Betrieb geht. Das Beiermodul zeigt keinen aktiven SBUS mehr an…

Also direkt in den Katastrophenmodus: Linearservo trennen, ein paar Pairing-Versuche, Strom weg, alle Stecker aus dem Empfänger raus… Toll, wenn der Empfänger jetzt einen weg hat… Dann kam mir die Idee, den Empfänger mal mit einem ganz normalen 6V-Batteriepack mit Strom zu versorgen und siehe da: Erstmal Entwarnung. Der Empfänger und die Funke verstehen sich auf Anhieb…

Offensichtlich hat zumindest der BEC des einen Fahrtreglers eine Klatsche, warum auch immer. Aber ich habe noch einen BEC in der Schublade, nagelneu und unbenutzt. Den habe ich also hinter dem Telemetriesensor gelötet, Stecker in den Empfänger, anschalten, Funke und Empfänger finden sich problemlos, super…scheiss: Ein angeschlossenes Servo beginnt mit wilden Zuckungen… Auch die Ruder lassen sich zwar bewegen, aber eher parkinsonmäßig mit viel Gezitter. Das kann nicht so funktionieren. Also doch Empfänger im Sack? Gottseidank sind noch ein paar Gehirnzellen nicht im Panikmodus und ich beschließe, den Empfänger nochmal über den Batteriekasten zu betreiben und diesmal ein Servo dranzuhängen. Läuft wie Butter, zitterfrei. What the…??? Da fällt mein Blick auf das Telemetriemodul. Die LED an dem Ding flackert ungefähr im selben Rhythmus wie das Zittern eines Servos am Empfänger…. hmmm…. obwohl schon reichlich genervt, ziehe ich die richtigen Schlüsse und löte das BEC an den Hauptschalter, also direkt hinter die Batterie. Problem gelöst…

Oder besser: Problem eins gelöst, denn das sauteure Linearservo liegt immer noch in Trümmern. An dem Gleiter, der die Spindelmutter umfasst und in zwei Führungen im Gehäuse läuft, ist unten eine Art Kamm aus winzigen Schleifzungen, die auf einer Schleifbahn laufen, die durch die komplette Länge des Spindelgehäuses geht. Das ist das Potentiometer für die Positionsrückmeldung. Die Schleifer bekommt man von der Seite „gegen den Strich“ nicht rein ohne sie zu zerstören. Also vorsichtig das Gehäuse öffnen, man kann den Motor von der Spindel abziehen und tatsächlich die Mutter nach Abschrauben der Stellstange von der Motorseite her einsetzen, dann legt sich der „Schleifkamm“ brav an. Als alles wieder zusammengebaut ist, mag ich gar nicht den Servotester anschließen, aber da muss ich jetzt durch. Tatsächlich bewegt sich das Linearservo als wäre nie was gewesen. Unfassbar… das sah echt nach Totalschaden aus. Aber was jetzt genau das Ding über die Begrenzer geschoben hat, bleibt im Dunkeln. 
Am Ende ist es 21.15 Uhr, ich habe die Schnauze sowas von voll, die ganze Verkabelung des Technikdecks ist eine Art Spaghettisalat und es ist immer noch nicht klar, ob der inzwischen wieder kühle Steuerbord-ESC nicht etwas abbekommen hat, die Garantie dürfte abgelaufen sein. Ich bin im Endeffekt so ziemlich am selben Punkt, an dem ich angefangen habe.

Erst zwei Tage später traue ich mich wieder in die Werft.

Bestandsaufnahme: Einer der ESCs ist wohl doch hin, genau wie das Aufzugs-Windenservo. Rekonstruktion der Ereignisse: Aus irgendeinem Grund, den man nicht mehr nachvollziehen kann, haben Aufzugs- und Klappenservo den Befehl „Vollgas über den Anschlag hinaus“ bekommen. Das Linearservo war dabei so intelligent, sich elegant der Spindel zu entledigen und konnte dadurch entspannt freidrehen. Das Windenservo war nicht so klug und so ist der Motor durchgebrannt. Das wiederum hat wohl dem BEC des Steuerbord-Fahrtreglers so wenig gefallen, dass es beschlossen hat, gleich mit abzurauchen.

Also: Neues Windenservo, gibt’s gottseidank beim einzigen Modellbauladen im Umkreis von 25 Kilometern, natürlich drei verschiedene Ausführungen aber tatsächlich kaufe ich instinktiv die richtige (das ist nicht normal!).

Durch die neue Fernsteuerung, die genug Kanäle und Einstellmöglichkeiten hat, um beide Motoren sauber abzustimmen (und sogar per Mischer zum Steuern mit heranzuziehen), sind die per Bluetooth programmierbaren Regler eigentlich eh sinnlos geworden. Also bestelle ich zwei günstige, passende ESCs, die speziell für die Arbeit mit LiFePo-Akkus ausgelegt sind. Und dabei deutlich leichter. Die Bluetooth-Teile wandern ins „Elektroniklager“ für weitere Projekte.

Und ich drucke zum ???-ten Mal das Technikdeck, jetzt mit zwei Anschlüssen weniger (die Bluetooth-Dongles fallen ja weg), dafür aber mit der vorher vergessenen Durchführung für die Wasserleitung zum Löschmonitor. Und aus ABS, das sich jetzt sagenhaft drucken lässt, seit ich auf eine andere Filamentmarke umgestiegen bin (nämlich die des Druckers…).

Irgendwann ist alles rübergebaut und grundsätzlich angeschlossen. Der Empfänger und der Sender verstehen sich auf Anhieb und es sieht zum ersten Mal seit zwei Tagen wieder nach „keine besonderen Vorkommnisse“ aus.

Die stur nicht reagierende Heckklappe gehe ich systematisch an. Zumal ich ein bißchen Angst habe, dass das Beiermodul auch einen weg hat. Aber unbegründet, denn alle Servoausgänge arbeiten korrekt – bis auf den der Klappe… Irgendwann finde ich heraus, dass ich als „Autostartfunktion“ irgendwann „Klappe zu“ angegeben hatte. Dumme Idee, denn das bedeutet wohl, dass diese Funktion alle anderen Impulse rauskegelt. Nach Abschalten derselben läuft die Klappe wie ein Uhrwerk.

Fein. Ich bin einigermaßen versöhnt.

Wo ich doch gerade so einen Lauf habe, hole ich mir aus dem Internet ein Hydraulikgeräusch. Keine Ahnung, wie die echte Klappe klingt, aber in Ermangelung dieser Erkenntnis wirds jetzt erstmal „generisch“. Mit zwei Klicks ist das Geräusch zugewiesen, die Laufzeit wird noch ein bißchen nachjustiert… und ich bin zum erstenmal in den letzten paar Tagen so richtig happy:

Und, um die Laune nochmal ein ganzes Stück zu heben, funktioniert nach ein paar Justierungen auch der Aufzug ganz ordentlich. Aber dazu später mehr.

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