Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Dieser Satz des großen Erich Kästner trifft auf alle Menschen zu, die hauptberuflich oder gar in ihrer Freizeit damit beschäftigt sind, für andere Menschen da zu sein. Und damit natürlich auch auf die Seenotretter.
Wer sich nicht so recht vorstellen kann, wie das bei der DGzRS so abläuft, hat jetzt die Möglichkeit, sich in der ARD-Mediathek zumindest auf dem Bildschirm direkt mitten ins Geschehen zu katapultieren. Die Doku „Die Seenotretter“ hat 10 Folgen und ist wirklich gut gemacht.
Was mir besonders gefallen hat: Es ist ein guter Querschnitt. Da sind die Hauptamtlichen abenso bedacht wie die Freiwilligen. Ausgesprochen skurrile Einsätze sind dabei, genau wie echte Thriller. Das Spektrum reicht von „übliche Unbedarftheit einer Landratte auf See“ bis zu „all Hands on Deck“.
Man sieht auch, dass die Freiwilligen auch ganz ordentlich unter Streß geraten können – die Suche nach einem vermissten Kind in einem Gebiet ablandiger Strömung ist auch bei strahlendem Sonnenschein kein Sonntagsausflug, besonders wenn man selbst Familie hat.
Der mit Abstand härteste Einsatz in der Doku ist aber der Seenotfall „Verity/Polesie“ – hier kommt alles zusammen: Sturm, Dunkelheit, Kälte. Ein Schiff, das in Minuten gesunken ist. 8 Seeleute in der eiskalten, aufgewühlten Nordsee. Und alles Greifbare, was schwimmt und fliegt ist unterwegs, vom Polizeiboot bis zum Kreuzfahrer. Alle Fäden laufen auf der MARWEDE zusammen und bei ihrem jungen Vormann und seiner gut eingespielten Crew. Die Last auf den Schultern der Verantwortlichen ist jede Sekunde spürbar. Entscheidungen müssen getroffen werden, Kräfte sinnvoll eingesetzt. Das Wrack selbst stellt eine nur schwer zu erfassende Gefahr für die Retter dar. Und alles kann sich jederzeit ändern – zum Guten oder zum Schlechten, manchmal sogar gleichzeitig: Wenn ein Hubschrauber einen Menschen der kalten See aus den Klauen winscht, ist das ein Erfolg. Und gleichzeitig der Verlust von einem eigentlich unverzichtbaren „fliegenden Auge“, weil der Gerettete unverzüglich an Land gebracht werden muss.
Am Ende ist an keinem der Beteiligten ist dieser Einsatz spurlos vorbeigegangen, 5 Menschen sind auf See geblieben, zwei wurden gerettet.
Seenotrettung ist kein Triumphzug, Ende Oktober, südwestlich von Helgoland.
Hier gehts zur ersten (und hoffentlich nicht letzten) Staffel der Seenotretter-Doku.