Niederländische Planabweichung
Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mich so weit wie möglich an die Bausatzkonfiguration zu halten. Beim STEPPKE habe ich also zum Beispiel erstmal den Standardmotor verbaut. Mit dem Naserümpfen der Modellbauprofis komme ich klar (die nehmen mich eh nicht für voll – ist der Ruf erst ruiniert… 😉 ). Außerdem kann ich mit relativ einfachen Mitteln immer noch auf einen in der Tat leichteren und effizienteren Brushlessmotor umrüsten. Ich möchte einfach erstmal wissen, wie das Teil sich “aus der Kiste” verhält, bevor ich vielleicht Klimmzüge mache, die mich nicht nur modellbauerisch außer Puste bringen.
So auch mein Plan für die BERLIN: Das sind zwei prächtige, konventionelle Motoren, die im Probelauf sehr solide wirken. Warum sie also nicht benutzen, zumal zwecks Erkenntnisgewinn gesichtete Fahraufnahmen anderer Modellbauer von serienmäßig motorisierten Kreuzern voll und ganz meiner Erwartung entsprachen. An Leistung mangelt es keinesfalls, sicher an Effizienz – aber schon mit den vielgescholtenen “Blechdosen” ist das Schiff deutlich jenseits der Originalgeschwindigkeit unterwegs. Und akkutechnisch haut das schon hin. Bestimmt. Man wird sehen.
Beim Bugstrahlruder gerät aber mein Plan heftig ins Wanken. Tapfer baue ich mich durch das Teil, setze alles nach Anleitung zusammen (wobei die Abbildungen in der Anleitung alles andere als maßstäblich, aber überproportional verwirrend sind), lerne gar mit dem Brenner löten, um das Paddelblech sicher an die Achse zu bekommen.
Am Ende liegt das fertige Konstrukt vor mir, noch ohne Querrohr. Und obgleich mir die Tatsache, dass es in dieser Form existiert und auch grundsätzlich funktioniert – es dreht sich halt – durchaus modellbauerische Befriedigung verschafft, bleibt doch mein Vertrauen auf der Strecke. Einerseits weiß ich, dass ich nicht der absolute Held mit solchen Dingen bin, habe aber definitiv mein Bestes gegeben. Andererseits glaube ich einfach nicht daran, dass dieses Ding aus einem Abflussrohr und ein paar Messingteilen wirklich zuverlässig seinen Dienst tut. Alleine die Tatsache, dass das kurze Wellrohr bar jeder Dichtung abseits von ein paar Gramm Fett praktisch waagerecht unter der Wasserlinie im Bug herumliegt, mag kein besonders gutes Gefühl bei mir auslösen. Ich mache es mir nicht leicht. Ich denke auch, dass man vielleicht erstmal einen Test machen sollte… immerhin ist das merkwürdige Teil die Frucht einiger Arbeitszeit (ich habe keine Stoppuhr laufen lassen, aber alles in allem waren es sicher zwei Stunden) und man mag ja auch ein unvollkommenes Stück eigener Handwerks”kunst” nicht so gerne aufgeben…
Schließlich siegt die Angst vor dem Anblick eines sinkenden Rettungskreuzers. Das wäre wirklich der Super-GAU und bitte doch nicht wegen diesem Ding. Also wende ich den Blick gen Westen in die Niederlande und erstehe kurzerhand eines der ausgezeichneten Produkte eines bekannten Herstellers aus unserem ebenso flachen wie liebenswerten Nachbarland. Nicht nur im Osten entstehen Kosten, natürlich. Andererseits ist dieses Bugstrahlruder definitiv dicht, man bekommt notfalls Ersatzteile und es hat sich in der Praxis vielfach bewährt. Außerdem kommt es in einem sehr schönen Karton, der es angemessen präsentiert. Und denkt man über dem Preis nach, geht er völlig in Ordnung. Nicht mal 10% des Bausatzpreises (bezogen auf das Gesamtprojekt noch viel weniger), gut angelegt, um die restlichen 90% vor einem unrühmlichen Ende am Grund des Steinbrücker Teiches zu bewahren.
Witzig ist dabei, dass der Motor des Profi-Bugstrahlers exakt der gleiche Typ ist wie der Bausatz-Motor, nur eben beeindruckend blitzeblau lackiert und tatsächlich mit innenliegenden Entstörkondensatoren. Sollte also von der Leistung her auf jeden Fall passen.
Wie bringst du den lieben Gott zum Lachen? Erzähle ihm von Deinen Plänen…
Ach ja: Das Ding habe ich selbst bezahlt, vom Hersteller gabs nix.