Doppelpass

Doppelpass

Die freundlichen chinesischen Kollegen haben sich schon Mühe gegeben, ein ansehnliches Modell eines 28m-Seenotkreuzers zu produzieren. Wie eigentlich immer bei Modellen – egal, ob man jetzt Plastikmodellbau, Modellbahn oder RC betreibt – gibt es kleine und größere Ungenauigkeiten. Aber da greift halt auch das alte, depperte und doch eigentlich vieles rettende Wort “vorbildähnlich”.

Mit den meisten Abweichungen kann ich ganz gut leben, auch wenn ich weiß, dass es Leute gibt, die eine falsch gesetzte Niete zu wochenlanger Insomnia bringen kann. Und auch die haben am Ende doch Spaß dabei, dann eben das Maximum aus dem Detail herauszukitzeln.

Ist es nicht schön, welche Spannweite unsere Hobbys haben?

Es gibt aber auch Sachen, mit denen sogar ich nur bedingt bis gar nicht klarkomme. Bei diesem Modell befindet sich so eine Stelle an den mittschiffs gelegenen Enden des Schanzkleides. Montiert man das grundsätzlich nicht verkehrte Teil an sich ordnungsgemäß, ragen am Schluss die Endstücke irgendwie unmotiviert in der Gegend herum. Ein kurzer Blick auf ein Breitseiten-Foto eines Originals zeigt: Och nö.

Denn unser aller Lieblingsseenotkreuzer ist ja schon auch zumindest im Ansatz elegant gestaltet und Ästhetik ist auch für den Konstrukteur zäher Arbeitsschiffe kein völliges Fremdwort. Deshalb endet das Schanzkleid im Original eben nicht als ins Nichts kragender Blechstreifen, sondern folgt der Schräge der seitlichen Treppen, um dann optisch ins Deck einzutauchen.

Beim Modell: Leider Pustekuchen.

Abhilfe musste her. Ich bediente mich selbstverständlich modernster Techniken und löste das Problem mit CAD: Cardboard Assisted Design. Oder weniger überkandidelt: Ein Stück leichten Karton (oder eigentlich schweres Papier) erstmal drangehalten und die Form des Endstückes grob angezeichnet. dann nochmal – auf dem selben Stück Papier (nachhaltig!) messtechnisch erfasst und skizziert. In Sketchup nachgebaut und einmal gedruckt. Ich habe keineswegs erwartet, dass der erste Versuch schon passt, war aber erfreut, dass er weniger weit weg war als gedacht.

Im Vordergrund ist der Prototyp zu sehen, beschriftet mit den beim “Anprobieren” erkannten, notwendigen Nachbesserungen. Tatsächlich passte der zweite Versuch nahezu perfekt – natürlich waren kleinere Anpassungsarbeiten notwendig, q.e.d.

Für die andere Seite habe ich das Pass-Teil dann einfach gespiegelt ausgedruckt. Tatsächlich hat es sich dort auch gut eingefügt. Ein Doppelpass mit überschaubarer Anstrengung.

Im Grunde genommen passt es auch nicht schlechter als die Bausatzteile. Ich bin zufrieden mit mir. Ein schönes Gefühl. Am unteren “Knie” war ich ein bißchen arg forsch mit dem Materialabtrag, aber niemand hat erwartet, dass das ohne Spachteln ausgeht.

Gespachtelt und zwecks Einschätzung der Lage ungefüge mit Lackstift geweißelt wird es schon etwas besser…

…jetzt noch ein bißchen Schleifarbeit und das Schanzkleid sieht aus “wie in echt”.

Wer im Besitze eines 3D-Druckers ist und die Teile gerne für seinen Kreuzer anfertigen möchte, findet sie in der Downloadsektion.

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