Nasse Füße
Endlich ein paar Tage frei. Der Familienurlaub (inklusive Besuch des Original-Kreuzers) ist zwar abgesagt und tausend Aufgaben lauern stattdessen, aber dann gebe ich mir doch einen Ruck und packe den Kreuzer in den Kofferraum. Und dann ab zum See.
Da ich noch keinerlei Wasserwarner montiert habe (wie immer rächt sich sowas…) und doch heute morgen keine Zeit war, um noch eine Badewannenprobe zu machen, habe ich zu allererst den Kreuzer in eine ziemlich gut passende, flache “Bucht” zwischen ein paar Steinen am Ufer gelegt. 5 Minuten später: alles knochentrocken.
Wie erwartet, liegt er… sagen wir mal: “satt” im Wasser. Gerade so viel tiefer wie das Vorbild, dass es nicht wirklich auffällt. Das ist schonmal gut. Auch die Buglastigkeit ist weg, die Aktion “alles was sich nicht wehrt ins Heck” hat wunderbar funktioniert. Er hat noch eine sehr überschaubare, eher tendenzielle Neigung nach Backbord, aber das sollte man problemlos austrimmen können.
Alle Systeme haben nach dem Einschalten einwandfrei gearbeitet. Die Feuerlöschpumpe muss ich vermutlich drosseln, denn schon aus dem einfach außenbords gelegten 6mm-Schlauch kam ein heftiger Strahl. Perfekt, Haken dran.
Also: raus auf den Teich! Erstmal bißchen probieren, wie sie anspricht: Sehr gut. Das Bugstrahlruder ist kräftig, auch da könnte man sogar noch etwas Druck rausnehmen, der Kreuzer dreht damit perfekt auf dem Teller.
Nach diesem ermutigenden Anfang also mal die Hebel auf den Tisch. Die BERLIN hebt die Nase und spurtet kräftig los. Die Geschwindigkeit passt: Dynamisch, aber nicht lächerlich. Es wirkt sehr realistisch und angemessen, kraftvoll mit schöner Hecksee.
Enge Kurven bei hoher Fahrt mag sie nicht so, dann legt sie sich schon deutlich nach außen. Das ist aber kein unerwartetes Verhalten bei dem schlanken Rumpf und den hohen Aufbauten. Und die sind ja noch nicht mal alle montiert, nur der Hauptaufbau ist aufgesteckt, das Beiboot nicht in der Wanne.
Aber wie immer, wenn man gerade so richtig in Laune kommt, schleicht das Disaster gleich irgendwo in den Hecken herum. Denn plötzlich ist nur noch halbe Fahrt drin. Der See ist reichlich verkrautet, wie sich gleich zeigt, ist ordentlich “Gemüse” in den Schrauben… lieber mal zurück Richtung Ufer.
Dabei ist dann auch noch eine Aufnahme entstanden, leider im “heimschleichen”-Modus…
Was mir beim Filmen schon auffällt: Sie ist wieder leicht buglastig! Und liegt sie nicht überhaupt jetzt doch ein Stückchen tiefer…??? In diesem Moment kommt sie ans Ufer und im selben Moment ist die Fernsteuerung komplett tot. Ach du liebe Güte, nichts wie raus mit dem Kahn…
Die schnelle Nachschau ergibt: Lustig plätschert bestimmt ein Dreiviertelliter Wasser im Rumpf herum. Die Technikplattform hat sich bewährt, alles trocken. Die Motoren sind feucht und vermutlich der Akku. Jetzt rächt sich die verbaute Position desselben, ich kriege ihn schließlich erst zuhause raus, nachdem ich das Aufzugsservo und die Pumpe entfernt habe. Das ist Mist. Gottseidank hat meine als moralische Unterstützung mitgekommene bessere Hälfte darauf beharrt, auf dem Weg noch eine Packung Küchenrollen mitzunehmen. Das hilft jetzt: Wasser raus, Küchenkrepp rein.
Zuhause dann also fast die ganze Technik im Heck losgeschraubt, Akku raus und nicht viel erwartet…. Tatsächlich ist aber kaum Feuchtigkeit in den Akku geraten, auch ist die Elektronik des Akkus komplett in Kaptontape eingepackt, das hat geholfen. Im Endeffekt entstand wohl ein Kurzschluß im Akkustecker, den die Elektronik bemerkt und dann den Akku abgeschaltet hat. Direkt nach dem Ausbau des Akkus und sorgfältigem Trocknen der ganzen Geschichte liefert er wieder korrekte Spannung.
Die Motoren kriegen zur Verdrängung von eingedrungener Feuchtigkeit Kriechöl auf die Lager. Nachdem alles wieder zusammengebaut ist, erwacht der Kreuzer spontan und zuverlässig zum Leben und lässt sich einwandfrei bedienen. Die Motoren lasse ich eine Weile laufen, damit die Restnässe verschwindet. Sie sind so robust, wie man es von ihrer Bauart erwartet. Später gibt es dann noch eine neue Rundum-Abschmierung der Motorlager.
Im Endeffekt sieht es so aus, als hätte ich mal wieder mehr Glück als Verstand gehabt…
Kommen wir also zum Resümee dieser nicht eben perfekten Probefahrt…
Was war gut?
– Das Schiff liegt gut im Wasser, geringfügig zu tief, aber nur für Fachpersonal sichtbar.
– Die Leistung und Steuerbarkeit sind genau richtig und dem Modell und Maßstab perfekt angemessen.
– Die Feuerlöschpumpe funktioniert mehr als gut.
– Das Bugstrahlruder funktioniert hervorragend.
Was muß noch getan werden?
– Lecksuche: Es handelt sich entweder um ein “dynamisches” Leck, das nur bei Fahrt auftaucht oder – andere Vermutung – die Abdichtung des Decks lässt zu wünschen übrig und Wasser wurde bei der ungeschickt “steilen” Kurve übernommen. Auch die Feuerlöschanlage ist genau zu überprüfen. Alle Abdichtungen im Decksbereich müssen überprüft und ggf. verstärkt werden.
– Absicherung im Leckagefall: Montage eines Leckwarnsystems (vor erneuter Probefahrt…), der Akku wird wasserdicht verpackt.
Erster großer Schritt wird sein, den Kreuzer in der Badewanne für längere Zeit mit hoher Fahrtstufe auf der Stelle laufen zu lassen. Bei der Gelegenheit können auch noch einmal die Stromstärke und die zu erreichende Fahrtzeit ermittelt werden.
Und einen anderen Teich muss ich finden, der nicht nur aus Salat besteht…