Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen

Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen

Was wäre ein Seenotkreuzer ohne die Männer in Rot? Eine leere Hülle.

Ok, im Fall der BERLIN eine sehr seetüchtige, selbstaufrichtende Hülle mit gut 4000 PS. Aber eben nur ein Stück Technik ohne praktischen Wert. Erst die Kombination aus Mensch und Maschine erzeugt die notwendige Schlagkraft, um der See die Stirn zu bieten. Seenotretter wissen, dass die Natur am Ende immer gewinnt. Man kann ihr mit Mut, Intelligenz und passender Ausrüstung ein ums andere Mal ein Schnippchen schlagen. Aber es wäre Anmaßung, sich über sie stellen zu wollen. Tand, Tand, ist das Gebilde aus Menschenhand – das trifft nicht nur für die Brücke am Firth Of Tay zu.

Die Brücke der BERLIN sollte also nicht unbesetzt bleiben. Leider ist der Markt für brauchbare Seenotretter-Figuren äußerst begrenzt (was eigentlich merkwürdig ist, wenn man sieht, wie beliebt die Modelle sind). Es gibt ein paar fertige in 1:25 und ein paar eher knollennasige Comicfiguren in 1:32. Thats it.

Nicht ganz. Ein Anbieter für 3D-Druckdaten hat die Seenotretter im Programm. Nur als Daten, drucken muss man schon selbst. Aber da bin ich ja entsprechend ausgerüstet, no problemo. Also die Daten auf einer Plattform für 3D-Datenhandel erstanden und nach ein paar Stunden Planscherei des Druckers in der magischen Giftbrühe namens 3D-Resin ist die Truppe auf meinem Basteltisch versammelt:

7 gestandene Nordlichter, sturmerprobt. Na gut, ein paar Plattfüße hat es gegeben weil der Drucker bei den ersten Schichten ein bißchen gezickt hat. Das fällt aber nicht so arg auf, dass man deswegen nochmal drucken müsste. Zumal man ja eh nur unter strengsten Auflagen überhaupt drucken darf. Nur für sich selbst, keine Weitergabe von Daten (was ich verstehe) und fertigen Figuren (wofür der Preis der Druckdatei eigentlich ein bißchen zu hoch ist). Ich kanns schon nachvollziehen, aber ich würde mir doch eine Lösung wünschen, die eben auch Leuten ohne Drucker ermöglichen würde, die wirklich gut gemachten Figuren zu bekommen. Ist schwierig, natürlich. Aber es gibt da durchaus Lizenz-Modelle, die funktionieren. Andererseit ist der Markt halt doch eher überschaubar und wehe, wenn sie losgelassen.

Die Figuren sind ganz offensichtlich vom Original gescannt, ich erkenne in drei der Figuren den aus dem Fernsehen bekannten Vormann der THEODOR STORM wieder. Was auch gleich wieder ein bißchen blöd ist (bei dem aufgerufenen Preis…): Eigentlich sind es nur vier verschiedene Leute, einer wiederholt sich dreimal (siehe oben), einer zweimal (der Kollege mit Vollbart) und dann ist noch der hemdsärmelige Seenotretter und der mit Kapuze oben und Fernglas (wobei, das könnte auch… ach egal). Ich jammere da gerade auf hohem Niveau, die Figuren sind definitiv auf Preiser-Augenhöhe, zumindest was die Modellierung angeht.

Welches Niveau die Herren (schade eigentlich, dass keine Frau dabei ist) am Ende wirklich erreichen, liegt allein in der Hand des Malers, der die Truppe mit Hilfe passender Farben zum Leben erweckt. Ich bin da nicht unbedingt der Superheld, wobei mir wenigstens der Maßstab einigermaßen entgegen kommt. Nach den ersten Farbschichten bin ich durchaus guten Mutes:

Den Glanz der (eigentlich seidenmatten…????) Farbe werde ich noch mit einer abschließenden Schicht Klarlack matt brechen, auch werde ich mich noch etwas in Washes ergehen, um die ganze Geschichte noch etwas texturierter zu bekommen. Vorher aber noch ein paar Details… ach du liebe Güte, das ist ja doch ganz schöner Aufwand.

Aber ich habe jetzt eine Crew. Sehr schön.

Link zum Anbieter gibt es keinen. Nicht, dass ich nicht zufrieden mit seinen Daten wäre, die sind spitze. Aber er ist eine bekannte Größe bei 3D-Daten für Schiffsmodellbau und im Internet problemlos zu googlen. Dass er auch die Daten anbietet, mit denen man einen verhängnisvollen, verhinderten österreichischen Kunstmaler mit Hypogenitalismus aus dem letzten Jahrhundert drucken kann, finde ich persönlich weder angebracht noch sinnvoll. Aber auch dafür gibt es ja leider immer noch einen Markt.

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