Warum ich die Seenotretter schätze

Warum ich die Seenotretter schätze

Ich war zehn Jahre bei der Feuerwehr, genauer gesagt im Ersatzdienst beim Katastrophenschutz. Das erschien mir Ende der 80er Jahre (und auch heute noch) deutlich sinnvoller als der Wehrdienst. Eine aufregende Zeit. Nicht, dass wir als Freiwillige Feuerwehr im Vorort einer Großstadt mit Berufsfeuerwehr viel zu tun gehabt hätten. Das wussten die Profis von der BF schon geschickt zu verhindern. Aber das bedeutete eben auch, dass wir immer dann dabei waren, wenn es wirklich rund ging. Denn dann war man personell und vom Material her schnell auf die Amateure der FFWs angewiesen…

Abgesehen von der menschlich-kleingeistigen Seite war es für uns junge Verpflichtete (denn obgleich bei einer Freiwilligen Feuerwehr eingesetzt, waren wir ja eben nicht wirklich freiwillig dabei sondern hatten 15 Monate Wehrdienst gegen 10 Jahre Feuerwehrdienst getauscht) überhaupt keine Frage, bei allen Bedingungen und zu jeder Tageszeit alles zu geben, um Menschenleben zu schützen. Oft kam erst nach einem Einsatz der Gedanke an die gerade durchlebten Gefahren auf.

Was das alles mit den Seenotrettern zu tun hat? Wenig. Aber die kleine Überschneidung, das Wissen um die Grundidee der bedingungslosen Bereitschaft zur Nothilfe, erzeugt bei mir noch mehr Respekt vor der stoisch-nordischen Seenotretter-Attitüde: Wir fahren raus wenn wir gebraucht werden. Wir können das, wir machen das. Kein Gedöns. Wenn es blitzt, ist das der Sturm und nicht die Reportermeute, die in unserer Gesellschaft jeden Schreihals für nichts und wieder nichts zum Helden macht. Während im warmen Studio im Fake-Jugendzimmer in gewaltige Mikrophone influenced wird, schauen die echten Helden draußen statt in teintfreundliche Ringleuchten ins Auge des Sturms und bieten den Naturgewalten die Stirn, um Leben zu retten. Und wollen dafür das Wort “Held” keinesfalls hören. Selbstverständlichkeit, sagen sie, würde doch jeder machen. Ehrensache. Ohne Ansehen von Herkunft und Person. Not ist Not und kennt kein Gebot. Für diese fast schon stur humanistische Einstellung schätze ich die Seenotretter. Als Vorbilder und als Bastion der Menschlichkeit in einer immer weniger menschlichen Welt.

Wer ein Menschenleben rettet, rettet die ganze Welt – aus dem Talmud.

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